Beiträge von little_balu

    Im ganzen Zug scheint wieder Normalität zurückzukehren. Der kranke oder vergiftete Patient ist so gut wie vergessen, vereinzelt reden die Leute noch immer über den Vorfall, aber der größte Teil hat sich der Arbeit gewidmet oder still zurückgezogen. Die Atmosphäre wird langsam wieder ertragbar, in den letzten Tagen ging man sich nur noch aus dem Weg, es wurde diskutiert, überlegt wer der Übeltäter ist und vor allem schob Jeder die Schuld dem anderen zu und sah in ihm einen Verbrecher. Die Mannschaft begegnete sich endlich wieder freundlich und weniger gereizt. Durch diesen Zwischenfall mussten Personen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen kommen, um Lösungen zu finden. Dies hatte etwas Gutes,denn so lernten die Teilnehmer sich besser kennen. Johanna hofft bei der Überfahrt mehr Kontakt zu anderen Leuten zu bekommen. Ihre Zimmergenossin konnte sehr anstrengend sein und wenn sie mal da war, dann war sie nur mit ihrer Garderobe beschäftigt. Wann sie da war oder nicht, das interessierte Johanna nicht mehr. Unterschiedlicher hätten sie nicht sein können.
    "Bin gespannt ob man diesen reichen Baron genannt Cousland N. Tevinter, von dem überall die Rede ist, auch mal zu Gesicht bekommt. Das ist doch mit Sicherheit ein echter Mann!" ,Samantha redet mehr mit sich als mit Johanna. "Wieso bist du eigentlich auf dieser Expedition dabei, Samantha Smith? Das einzige was DICH interessiert sind die Männer..." "Ach Johanna sei doch nicht so prüde! Jeder Mann vergnügt sich gerne mit hübschen Frauen wie mich."

    So einen Fall hatte Johanna noch nie erlebt. Permanent war sie damit beschäftigt neue Wickel aufzulegen und nicht kalt werden zu lassen, aber der Zustand des Patienten hatte sich in den letzten vier Stunden nicht geändert. Johanna war tief in Gedanken versunken und murmelte vor sich hin: "Es konnte nichts im Blut nachgewiesen werden... Wenn es einen Täter gibt, wie hat er es geschafft den Patienten so außer Gefecht zu setzen? Ohne körperliche Spuren zu interlassen... alles merkwürdig. ...muss überwacht werden... Ob der Patient besessen ist von etwas? Im Busch... Vodoo, schwarze Magie... Unvorstellbar in der heutigen Zeit! Vielleicht sollten wir sicherheitshalber do" "Miss van Warmelo, ihr Gemurmel kann ich nicht verstehen, aber Sie scheinen sich wichtige Gedanken zu machen. WAS sollten wir Ihrer Meinung nach unternehmen?" Johanna bemerkte nicht, dass Dr. Burke den Raum betreten hatte. Sichtlich erschrocken, stotterte sie vor sich hin und als Sie wieder zur Sache kam, war sie sich nicht sicher, ob es gut ist den Dr. in ihre Gedanken einzuweihen. Statt zu Antworten fragte Sie ihn: "Glauben Sie an schwarze Magie oder den lieben Gott?" Dr. Burke war zuerst sehr irritiert aufgrund des Themenwechsels und schien überrascht aufgrund der direkten Frage.

    "Wir können doch nicht so tun als wäre nichts passiert? Der Zustand des Assistenten ist noch ungeklärt und es gibt noch keinen Anhaltspunkt darüber, was ihm noch bevorstehen könnte. Was stellen Sie sich vor zu unternehmen, sollte der Assistent große Einschränkungen seiner Leistungsfähigkeit haben oder den Zustand der Bewusstlosigkeit annehmen?" Johanna war total aus dem Häusschen. Sie hatte sich gefreut so früh schon nützlich zu sein, aber dass die Expedition vor der Gesundheit der Teilnehmer steht ist für sie einfach unverständlich. Sie kennt einen solchen Zustand nicht, es wirkt als sei er in Trance. Ärgerlich geht sie zurück zu ihrem Patienten und überlegt fieberhaft was passiert sein könnte. Ob es jemand auf die Teilnehmer abgesehen hat? Gibt es Mitstreiter? Sie wird sich wohl mal genauer umhören müssen.

    Schon sehr früh am Morgen wurden Samantha und Johanna von Lärm und Geplauder geweckt. Sie machten sich gerade fertig für´s Frühstück, schließlich konnten sie bereits ab 7:00 Uhr morgends in den Speisewagon. Plötzlich brach Samatha mitten in der Unterhaltung ab, wurde still und sah leicht blass aus dem Fenster der Kabine. Die beiden Frauen beobachteten etwas irritiert, wie ein Krankenwagen am Bahnhofsende stand und mehrere Ärzte umhereilten. Auch die Ankunft von drei Streifenwagen blieb ihnen nicht verborgen. "Ob das der Grund ist, warum wir auf einem Nebengleis stehen? Hast du heute Nacht irgendwas mitbekommen? Aber was sollte hier in der ersten Nacht schon passieren?", Samatha entgegnete nur: "Vielleicht hat jemand einen unerwünschten Besuch bekommen heute Nacht? Passt der dunkelblaue Hut besser zu meinem Kleid oder soll ich doch den Braunen nehmen?"

    Miss Samantha Smith
    Samantha ist eine gewissenhafte Sekretärin, die bis jetzt bei ihrem Onkel in der Firma geholfen hatte. Aber nach zehn Jahren an der Seite ihres Onkels möchte sie jetzt die Welt außerhalb der Konservenfirma sehen, da kam ihr die Expedition gerade recht. Mit ihren 28 Jahren ist sie immer noch ohne Mann, was wohl an ihrem einfachen Charakter liegt. So ist sie eine typische amerikanische Frau mit blonden Haaren und sehr attraktivem Äußeren, weshalb ihr die Männer schnell zu Füßen liegen.


    Zitat

    SL: Welche Eigenschaften weist Miss Samantha Smith denn auf, dass Dave Gibbons sie mit auf die Expedition genommen hat? Mir fehlt da der Haken... oder ist da eine Andeutung im letzten Satz, der das erklären könnte?

    Warum Samantha die Expedition begleitet ist noch unklar... Wird sicher noch rauskommen...

    Mittlerweile ist es schon 2:00 Uhr früh, als Miss van Warmelo von ihrer Kabinenkameradin unsanft aus dem Schlaf gerissen wird. "Schnell, unternehmen sie was! Bringen Sie dieses Viech weg!" Nach kurzem Schnaufen: "Jetzt machen Sie mal nicht so einen Aufstand hier! Es ist MITTEN IN DER NACHT! Was ist denn überhaupt los?" Eine winzig kleine Maus hatte sich in ihr Bett gemacht und sie erschreckt... Was an sich keine große Sache wäre, hätte die Kameradin bloß nicht so eine Panik vor solch einem kleinen Tier. Nun man kann aus allem einen Elefanten machen, aber dass deshalb auch noch der Nachtwächter des Sonderzugabteils gerufen werden muss, um dieses Monster zu beseitigen, das müsste nicht sein. Diese beiden Frauen werden wohl nicht die dicksten Freundinnen auf dieser Expedition werden. Aber was will man von einer Sekretärin namens Miss Samantha Smith auch mehr verlangen. Langsam fand Johanna wieder in ihren Schlaf zurück und freute sich einfach auf den nächsten Tag.

    Ganz gemütlich hatte sich eine junge Dame auf der schäbigen Holzbank nahe der Gleis Drei niedergelassen. Zwischen ihren zwei riesigen braunen Lederkoffern fiel die zierliche Frau nicht sofort auf. Sie hatte ihr braunrosa Sonntagskleid an und einen hübschen passenden Hut dazu, welcher ihre hochgesteckten roten lockigen Haare nicht zur Geltung bringen lies. Als Krankenschwester war sie die Hektik gewohnt und beobachtete mit Wohlwonnen das Geschehen auf dem Bahnhof. Vor lauter Aufregung ist sie viel zu früh hier angekommen und hatte so Zeit sich die Leute in aller Ruhe anzuschauen. Der zierliche weiße Mann und sein voluminöser Kamerad scheinen eine wichtige Partie bei der Expedition zu sein. Sie notieren einfach alles was aufgeladen wird und vor lauter Diskussionen kriegen sie gar nicht mit, was um sie herum passiert. Überall wird gepackt, gekeuscht und geschwitzt... Alles ist hier vertreten, von den Handwerkern, die oft für die letzten Drecksarbeiten gebraucht werden, die versammelte Mannschaft der USAF, bis hin zu den Adligen, die die Expedition vermutlich mitfinanzieren. Die junge Dame hatte noch niemandem über ihre Ankunft Bescheid gesagt also machte sie sich auf die Suche nach Prof. Gibbons. Das war nicht sonderlich schwer, schließlich konnte das nur einer von den beiden sein, die ihr schon aufgefallen waren. "Entschuldigen Sie meine Herren, mein Name ist Johanna van Warmelo und ich werde sie bei der Expedition begleiten. Könnten Sie mir zeigen in welchem Zugabteil ich mein Gepäck verstauen kann?"

    Erst ein Tag vor dem Eignungstest trifft bei Professor Glass gerade noch rechtzeitig ein letzter Brief ein...


    Sehr geehrter Professor Glass,


    wenn ich nicht schon zu spät bin, würde ich sehr gerne an ihrer Expedition nach Südamerika teilnehmen.
    Mein Name ist Johanna van Warmelo, geb. am 18. November 1890 in Transvaal. Aufgrund meiner Fähigkeiten werden Sie nicht auf mich verzichten können, so dass ich mich darum bewerbe ihre rechte Hand zu sein. Oft war ich mit Mutter in Südamerika, um die armen Leute zu verarzten. Wir mussten mit wenig Verpflegung während der Reise auskommen und es gab immer wieder Probleme die gemeistert werden müssen. Aufgrund meiner Sprachkenntnisse in Portugiesisch, Italienisch, Tupi und Gês (wird im Amazonasgebiet gesprochen) werde ich ein netter und vor allem nützlicher Wegbegleiter sein. Vor allem im Amazonasgebiet kenne ich die ein oder andere Route, die uns eventuell dienen könnte. Sollte in der Mannschaft jemand schwach werden, kann dieser sofort verarztet und geheilt werden. Meine Berufsausbildung habe ich mit Auszeichnung abgelegt, und durch meine Erfahrungen in Südamerika kann ich auch mit wenig Habseligkeiten manch Wunder bewirken.
    Da meine Eltern im Jahre 1910 bei einem tragischen Unfall um´s Leben kamen, gibt es nichts was mich hier zurückhält.


    Mit Spannung warte ich auf Ihr Schreiben und werde bei positiver Antwort sofort mein Gepäck richten und mich auf den Weg machen.


    Mit freundlichen Grüßen


    Ihre Johanna van Warmelo



    Anlagen:
    -Lebenslauf
    -Bild
    -Urkunden


    Lebenslauf:
    Johanna van Warmelo kam als Vorletztes von sechs Kindern einer Südamerikanischen Pfarrersfamilie zur Welt. Ihr Vater der Pfarrer Nicolaas Jacobus van Warmelo, war 1872 aus den Niederlanden nach Transvaal eingewandert; seine zweite Frau Maria Magdalena Elizabeth Maré hat ihren Ursprung in Rio Branco(Brasilien) und ist mit Ihrer Familie 1865 nach Transvaal ausgewandert. Von dort sind Johannas Eltern 1898 nach New York gereist, um den Aufständen und Gewaltszenen wegen der neuen Präsidentenwahl zu entkommen.
    Die Tochter Johanna verlebte ihre Kindheit in Transvaal, aufgewachsen ist sie in New York. Dort wurde sie zwei Jahre lang am Good Hope Seminary for Young Ladies in NW City ausgebildet. Bei Ihrem Abschluss wurde Ihr aufgrund ausgezeichneter Leistungen der amerikanische Verdienstorden verliehen. Bereits früh entdeckte Sie ihre Lebensaufgabe in der Pflege kranker Menschen. "Schwester" aller Kranken und Leidenden zu sein, sei eine der schönsten, aber auch schwersten Lebensaufgaben, die sich eine Frau stellen kann. Während ihrer Ausbildung reiste Johanna viel mit ihrer Mutter in die Heimat, um den vielen Verletzten in den Konzentrationslagern in Transvaal zu helfen und zu heilen. Dadurch wurde sie oft mit viel Leid, Angst, Hungersnot und dem Tod konfrontiert. Dies machte Johanna zu einer starken, durchsetzungsfähigen Frau, die sich nicht schnell unterkriegen lässt.